Die Direktbank Comdirect möchte Wettbewerbern wie Ceck24 Paroli bieten. In Zukunft wird deshalb der Finanzdienstleister JDC das Versicherungsgeschäft der Bank abwickeln. Die JDC Group treibt dadurch ihr Geschäftsmodell als Outsourcing-Dienstleister weiter voran.
Die Commerzbank-Tochter Comdirect weitet ihr Geschäft auf Versicherungen aus. Das Institut wird Policen exklusiv über die Plattform und die Technologie der JDC Group abwickeln. Einen entsprechenden Vertrag mit fünf Jahren Laufzeit schloss der Finanzdienstleister mit der Comdirect Versicherungsmakler AG, einer Tochtergesellschaft der Direktbank, heißt es in einer Pressemitteilung. Eine entsprechende Absichtserklärung („Letter of Intent“) hatten die beiden Unternehmen vor einem Jahr geschlossen.
Damit baut die JDC Group ihr Geschäftsfeld Outsourcing aus. Eine erste vergleichbare Kooperation war die JDC-Tochter Jung, DMS & Cie. vor knapp zwei Jahren mit dem Lufthansa-Belegschaftsmakler Albatros Versicherungsdienste eingegangen. In den vergangenen Monaten folgten weitere Outsourcing-Mandate, darunter mit der Sparda Bank Baden-Württemberg und der Rheinland Versicherung. Diese Großkunden tragen mittlerweile signifikant zum Wachstum und Ergebnis des Unternehmens bei. Auch mit der BMW-Gruppe wurde eine entsprechende Absichtserklärung unterzeichnet.
Rund 50 Oursourcing-Projekte „in der Pipeline“
Für Banken und andere Finanzvertriebe kann es aus mehreren Gründen attraktiv sein, die Abwicklung ihres Versicherungsgeschäftes an Anbieter wie JDC auszulagern. Wer schon im Versicherungsgeschäft aktiv ist, kann sich mit dem Outsourcing teure IT-Kosten sparen. Und Institute, die noch keine Versicherungen vermitteln, besetzen damit mit vergleichbar geringem Aufwand ein Geschäftsfeld, das attraktive Provisionserlöse verspricht, die im klassischen Bankgeschäft kaum mehr zu erzielen sind.
Außerdem drängen Wettbewerber wie Check 24 zunehmend ins Bankgeschäft – daher scheint es nur logisch, dass die Banken ihrerseits im Versicherungsbereich aufrüsten, um nicht ins Hintertreffen zu geraten. Über Outsourcing-Dienstleister wie JDC können Banken Policen fast aller Versicherer anbieten, ohne sich selbst an jede einzelne Gesellschaft anbinden zu müssen. Überzeugen sie ihre Kundschaft mit ihrem Angebot, dürfen sie darauf hoffen, dass die Kunden auch andere Versicherungsverträge auf den Makler der Bank übertragen. Dann partizipiert das Institut auch an den Provisionen aus diesen Verträgen.
Die Nachfrage nach solchen Outsourcing-Dienstleistungen ist offensichtlich groß. JDC habe etwa 50 Interessenten „in der Pipeline“, sagte Vorstandschef Sebastian Grabmaier kürzlich vor Journalisten in Frankfurt. Klar ist, dass nicht jedes dieser Projekte in die Realität umgesetzt werden dürfte. Doch die Zahl zeigt, welches Wachstumspotenzial dieser Geschäftsbereich für JDC birgt.
„Umfassendste Bancassurance-Lösung auf dem Markt“
Die Comdirect wird die Versicherungsbestände ihrer Kunden im Hintergrund künftig mit der JDC-eigenen Vertragsverwaltungssoftware iCRM managen. Den Kunden wird zudem die JDC-App „Allesmeins“ in einer Whitelabel-Version zur Verfügung gestellt. „Mit ihr haben die Comdirect-Kunden nicht nur alle ihre Versicherungsverträge aus allen wichtigen Versicherungssparten immer im Blick, sondern können diese mit Hilfe einer professionellen Bedarfsanalyse auch optimieren“, heißt es in der Pressemitteilung.
JDC-Digitalvorstand Stefan Bachmann spricht mit Blick auf die Kooperation von der „umfassendsten, integrierten Bancassurance-Lösung“ auf dem Markt. „Dieser komplett auf der JDC-Plattformtechnologie basierende Rund-um-Service geht weit über die bisherigen Insurtech-Angebote hinaus und liefert von Frontend bis Backend eine umfassende Abwicklungsarchitektur aus einer Hand“, sagt er. (bm)
Quelle: Fondsprofessionell, 26.07.2019
Die Direktbank-Tochter der Commerzbank beendet damit auch die Kooperation mit der JDC Gruppe, die die IT des digitalen Maklers sowie die Policen auf ihrer Plattform verwaltete. Das berichtet der Branchendienst „Finanz-Szene.de“ unter Berufung auf ein Kundenschreiben der Comdirect, das ihm vorliegt. Die JDC Gruppe bestätigte das Ende der Zusammenarbeit auf Anfrage von FONDS professionell ONLINE.
Der Grund für das schnelle Aus des Versicherungsangebotes sei letztlich die Verschmelzung der Comdirect mit ihrer Mutter Commerzbank Ende 2020, wie Stefan Bachmann, der für die Digitalisierungsstrategie verantwortliche Vorstand bei JDC erklärt: „Die Comdirect ist jetzt nur noch eine Marke der Commerzbank, und diese darf aufgrund der bestehenden Ausschließlichkeitsvereinbarung mit der Allianz kein konkurrierendes Versicherungsmodell anbieten“, so Bachmann. Die Commerzbank äußerte sich gegenüber Finanz-Szene.de ähnlich.